Merle — Und auf einmal ist die Frage n...

Und auf einmal ist die Frage nicht "Können Männer feministische Theologie machen?" sondern "Kann ich das eigentlich?" und ich glaube, die Antwort ist "Nein." Rezipieren, einordnen, zitieren, damit arbeiten, kritisieren , verwenden ja, aber selber produzieren nicht.

Sehe ich anders, wer heute als Theolog_in produzieren möchte, kommt an einer Haltung dazu nicht herum. Das ist nicht nur Aufgabe der nicht männlichen Expert_innen. Antisemitismus zu bekämpfen ist ja auch nicht nur die Aufgabe von Jüd_innen.

Merle

Ich kann auf jeden Fall queere Theologie produzieren :)
Es hat mehrere Ebenen. Eine davon ist, dass ich einfach keine Frau bin und deshalb bestimmte Erfahrungen nicht mache, die für feministische Theologie, wie ich sie verstehe, essentiell sind.

Lisa Urhahn

In meinem Verständnis als Religionspädagogin umfasst feministische Theologie nicht nur weibliche Perspektiven, sondern die von allen Gendern, die auf Gleichberechtigung ausgerichtet sind. Aber queere Theologie klingt auch gut, wenn das besser für dich passt.

Merle

Aber alleine schon dadurch, dass du damit arbeitest, sie kritisierst und verwendest, produzierst du dich auch feministische Theologie, oder? Ich fände es als Wissenshistorikerin ziemlich komisch, solche Dinge nicht als Produktionen zu fassen, weil du sie ja weiterentwickelst und vermittelst.

Merle

Das ist natürlich ein guter Punkt. Aber so wie ich dich verstehe geht es dann nicht eher um das Beanspruchen und die Gewichtung einer Sprecher*innenposition? Dann wäre ja weniger die Frage, ob du Feministische Theologie produzieren kannst, sondern ob sie Teil deiner Position sein soll.

Merle

Und ja – meine Antwort impliziert, dass auch Theologie angeeignet und produziert werden kann, die Mensch sich aus einer postkolonialen Perspektive kulturell angeeignet hat, was natürlich (theologie-)politisch problematisch ist.

Flora

Puh, spannende Frage. Ich würde grundsätzlich sagen, dass es können meistens dürfen ist (und umgekehrt, vlt. Beschreibt das Wort vermögen das besser)

Und wenn du dich in einer Außenseiterposition fühlst, kannst du ja fem. Theol. produzieren ohne dich selbst da zu verorten.

Merle

Mich beschäftigt gerade ein ähnliches (wenn auch nicht ganz so persönliches) Problem, dass ich mich wohl in eine (männl. konnotierte) phil.Tradition für mein nächstes Projekt stellen werde. Meine Antwort darauf war, dass ich methodlogisch konservativ, aber dafür politisch progr forschen will.

Flora

Versteht mich nicht falsch: Ich habe viel feministische Theologie gelernt, ich verdanke ihr viel. Feministische Theologie ist großartig. Menschen aller Geschlecht können Feminist*innen sein.
Es geht nur darum, dass ich eine andere Position habe.

Merle

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