Andreas Püttmann — Die neuen Faschisten bespielen...

Die neuen Faschisten bespielen systematisch, eifrig und von Diktaturen unterstützt Dummheit, Bildungsmangel, Charakterschwächen und Ängste der Menschen. Ihre Demagogie ist besonders effektiv, wo Professionalität rar ist: im Netz. Ohne Kompetenzordnung kann Demokratie nicht leben.

Verschärft wird diese kulturelle und moralische Krise durch absehbare Wohlstandsverluste, die durch die politische Radikalisierung noch vergrößert werden dürften. Wie diese Lage zu wenden ist, sehe ich ehrlich gesagt noch nicht. Ja, bin kognitiv pessimistisch, habituell aber dennoch eher Optimist.

Andreas Püttmann

Schon die Grundannahme, es gäbe ein "christliches Ethos, auf welchem die westliche Zivilisation beruht" ist doch lächerlich.

Welches Ethos soll das sein? Das welches den Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern hervorbrachte? Das welches irische Christen verhungern ließ, damit englische Christen/

Andreas Püttmann

/ genug zu Fressen hatten?
Das welches "Gott mit uns" auf Koppelschlösser schrieb, in verschiedenen Sprachen?
Das welches Juden verfolgte?
Anspruchsegozentrik - des Klerus und der vom ihm in der "göttlichen Ordnung" gegebenen weltlichen Ämter
Respektlosigkeit vor der Würde anderer - ja genau weil /

Der grüne Gaumen

Nun ja, es gibt zwar keinen Gott, trotzdem sind Götter mächtig. Im Namen irgendeiner Entität wurden Reiche gegründet und zerstört.Selbst Religionen ohne Gott führen Krieg im Namen der richtigen Lehre. Nur"primitive"Gemeinschaften scheinen Spiritualität ohne Werte gebende höhere Wesen leben zu können

Der grüne Gaumen

Ich habe mich vor 30 Jahren taufen lassen aus Überzeugung, auch weil mich die Rolle der Kirche in der DDR-Widerstandsbewegung und der Umweltbewegung beeindruckt haben.

Ich habe nirgends so viel Heuchelei, Egoismus, Selbstbezogenheit und elitäres Denken gefunden wie dann unter den Christen. /

Andreas Püttmann

Mich stört nichts von dem, was Sie hier anführen.
Ich finde es allerdings problematisch, von "dem" christlichen Ethos zu sprechen und den Einfluss auf westliche/europäische Gesellschaften so zu deuten, wie Sie es offenbar tun. Humanismus und Aufklärung waren nicht unbedingt folgelogische

Andreas Püttmann

Na gut, bis zu einem gewissen Grad bin ich geneigt Ihnen zuzustimmen.

Dann probieren wir es anders herum: Wo finde ich "das" christliche Ethos heute? Also so, wie sie es beschrieben haben. Wo in unserer Gesellschaft? In den Kirchen?
Wo fand man es "früher"?

Andreas Püttmann

Ich finde es in Umfragen, wo sich die Antworten mindestens der kirchennahen Christen graduell durchaus unterscheiden vom Durchschnitt. Bei Vertrauen, soz. Engagement, Spenden, Nachsicht ggü Politikern, Kinderfreundlichkeit, Beziehungsstabilität, Parteipräferenzen (weniger AfD) etc

Otto Dox

Um ehrlich zu sein, ist mir das zu wenig. Viel zu wenig.

Anekdote aus dem (katholischen) Gottesdienst von vor 2 Stunden:
Gute Predigt eines 70jährigen Pfarrers. Anschließende Fürbitte einer ca. 40-Jährigen setzt Massen- und Völkermord mit dem aus "Bequemlichkeit" stattfindenden "Mord" am

Andreas Püttmann

"ungeborenen Leben" gleich.

Eine Anekdote, ja. Aber eine ständig wieder erfahrbare. Das gelebte und erlebbare christliche Ethos besteht für mich aktuell aus vielen warmen Worten und antihumanistischer Aktion und Ideologie. Und das, obwohl ich mir Mühe gebe, das Positive daran zu sehen.

Otto Dox

Besonders effektiv ist das Ganze, wenn konservative Parteien aus Eigennutz deren Populismus mitmachen. Siehe Merz und seine Aussagen zur angeblichen Bevorzugung von Geflüchteten beim Zahnarzt oder Sozialtourismus, die Hetze gegen trans Jugendliche von Söder.

Andreas Püttmann

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